Das wird man ja wohl noch sagen dürfen:
„Stell dir mal vor, wie stressig so ein Zweifrontenkrieg sein muss. […] die Alliierten in der Normandie gelandet? […] Stalingrad verloren? […] Enigma geknackt?
|
|||
Art: Zitat |
Kategorie: Holocaust-Verharmlosung*, Verhöhnung von Ermordeten, Anmaßung |
Polit-Richtung: Rechtsextrem |
Quelle: ARD |
* Erläuterung zur Holocaust-Verharmlosung:
Der Holocaust wird in diesem Zitat als triviales Alltagsproblem von Adolf Hitler dargestellt; gewissermaßen zwischen Gassigehen und Vernichtungspolitik. Die „Lösung der Judenfrage” wird hier als Bagatelle in einer slapstickartigen Szene verpackt, also in einem Witz, über den das Publikum ausgelassen lacht.
Was dazu kommt, ist, dass die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung auch gar nicht als solche benannt wird. „Wohin denn nun mit den Juden?“ ist somit eine Aussage, die den Holocaust „in Watte packt“. Das Grauen wird hier nicht einmal beim Namen genannt und bleibt von Seiten Lobrechts unkommentiert.
Am Ende bleibt ein „menschlicher Hitler“, in dessen Gefühlswelt sich das Publikum humoristisch hineinversetzen soll. Dies wurde zwar schon von diversen Satiren in der Vergangenheit getan, aber das ist nur dann zulässig, wenn Hitler in einem sehr schlechten Licht erscheint und als lächerlich dargestellt wird. Bei Lobrecht fehlt allerdings dieser Aspekt und Hitler wird neutral dargestellt.
Ein weiterer zu erwähnender Punkt ist die Einbettung des ganzen Abschnitts zu Hitler. Die ganze Passage läuft unter dem Aufhänger, „Hitler hatte richtig Stress“. Lobrecht möchte hier sagen, „die Deutschen“ heute sollten nicht so viel jammern, da in der Geschichte ja bereits „stressigere” (euphemistisch!) Zeiten durchgestanden wurden. Die Auswirkungen des Vernichtungskriegs ausschließlich reduziert auf die Gefühlswelt Hitlers zu betrachten, stellt ebenfalls eine Bagatellisierung des Krieges, der Schuld Deutschlands und vor allen Dingen der Gefühle der Opfer des NS-Systems zur Zeit des 3. Reichs dar.
Die Autorin und Holocaust-Expertin Susanna Kokkonen hat die Aussagen von Felix Lobrecht folgendermaßen kommentiert:
„I find the quotation you sent me simply shocking. It is in very bad taste and most [experts] would define it as antisemitic. So it is great that you respond, someone must.“
(Deutsch: „Ich empfinde das Zitat, das Sie mir geschickt haben, als einfach schockierend. Es ist extrem geschmacklos und die meisten [Expert*innen] würden es als antisemitisch bezeichnen. Deshalb ist es großartig, dass Sie darauf reagieren; jemand muss es ja tun.“)
..
.
…